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Durchbruch bei pädiatrischer Autoimmunerkrankung: CAR-T-Zelltherapie heilt Lupus-Patienten

10.07.2024

Im Juni 2023 erhielt die 15-jährige Uresa am Universitätsklinikum Erlangen eine CAR-T-Zelltherapie. Dies markierte den ersten Einsatz dieser innovativen Behandlung zur Verlangsamung des Fortschreitens des systemischen Lupus erythematodes (SLE), einer schweren Autoimmunerkrankung. Ein Jahr später fühlt sich Uresa bis auf ein paar kleinere Erkältungen so gesund wie eh und je.

Uresa ist das erste Kind, das am Deutschen Zentrum für Immuntherapie (DZI) der Universität Erlangen wegen SLE mit einer Immuntherapie behandelt wird. Der Erfolg dieser individuellen Behandlung wurde in The Lancet veröffentlicht.

Dr. Tobias Krickau, Kinderrheumatologe an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Erlangen, erläuterte die Einzigartigkeit des Einsatzes von CAR-T-Zellen zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen. Bisher war die CAR-T-Therapie nur für bestimmte fortgeschrittene Blutkrebsarten zugelassen.

Nachdem alle anderen Medikamente Uresas sich verschlimmernden SLE nicht kontrollieren konnten, stand das Forschungsteam vor einer schwierigen Entscheidung: Sollten diese manipulierten Immunzellen bei einem Kind mit einer Autoimmunerkrankung eingesetzt werden? Die Antwort war beispiellos, da noch niemand zuvor versucht hatte, eine CAR-T-Behandlung für pädiatrische Autoimmunerkrankungen durchzuführen.

Bei der CAR-T-Zelltherapie werden dem Patienten einige Immunzellen (T-Zellen) entnommen, sie in einem speziellen, sauberen Labor mit chimären Antigenrezeptoren (CAR) ausgestattet und dem Patienten dann diese veränderten Zellen reinfundiert. Diese CAR-T-Zellen zirkulieren im Blut und zielen auf autoreaktive (schädliche) B-Zellen ab und zerstören diese.

Uresas Symptome begannen im Herbst 2022, darunter Migräne, Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie ein Gesichtsausschlag – typische Anzeichen von Lupus. Trotz intensiver Behandlung verschlechterte sich ihr Zustand, beeinträchtigte ihre Nieren und verursachte schwere Komplikationen.

Anfang 2023, nach mehreren Krankenhausaufenthalten und Behandlungen, darunter immunsuppressive Chemotherapie und Plasmaaustausch, verschlechterte sich Uresas Zustand so weit, dass sie eine Dialyse benötigte. Da sie von Freunden und Familie isoliert war, brach ihre Lebensqualität stark ein.

Das medizinische Team der Universität Erlangen unter der Leitung von Professor Mackensen stimmte nach ausführlichen Gesprächen der Produktion und Nutzung von CAR-T-Zellen für Uresa zu. Dieser „Compassionate Use“ der CAR-T-Therapie wurde im Rahmen des deutschen Arzneimittelgesetzes und der „Compassionate Use“-Verordnungen initiiert.

Das von Professor Georg Schett und Professor Mackensen geleitete CAR-T-Zelltherapieprogramm in Erlangen behandelt seit 2021 Patienten mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen, darunter SLE. Ihr Erfolg bei 15 Patienten wurde im Februar im New England Journal of Medicine veröffentlicht 2024, und sie führen derzeit die CASTLE-Studie mit 24 Teilnehmern durch, die alle deutliche Verbesserungen zeigen.

Um sich auf die CAR-T-Zelltherapie vorzubereiten, unterzog sich Uresa einer niedrig dosierten Chemotherapie, um Platz für die CAR-T-Zellen in ihrem Blut zu schaffen. Am 26. Juni 2023 erhielt Uresa ihre personalisierten CAR-T-Zellen. In der dritten Woche nach der Behandlung besserten sich ihre Nierenfunktion und ihre Lupus-Indikatoren und ihre Symptome verschwanden allmählich.

Der Behandlungsprozess erforderte eine sorgfältige Koordination, um die Wirksamkeit der Chemotherapie und den Schutz der verbleibenden Nierenfunktion sicherzustellen. Bei Uresa traten nur geringfügige Nebenwirkungen auf und sie wurde am 11. Tag nach der Behandlung entlassen.

Ende Juli 2023 kehrte Uresa nach Hause zurück, schloss ihre Prüfungen ab und setzte sich neue Ziele für ihre Zukunft, darunter Unabhängigkeit und die Anschaffung eines Hundes. Sie freute sich, wieder mit Freunden in Kontakt zu kommen und wieder ein normales Teenagerleben führen zu können.

Professor Mackensen erklärte, dass Uresa immer noch eine erhebliche Anzahl von CAR-T-Zellen in ihrem Blut habe, was bedeutet, dass sie monatliche Antikörperinfusionen benötigt, bis sich ihre B-Zellen erholt haben. Dr. Krickau betonte, dass der Erfolg der Uresa-Behandlung auf der engen Zusammenarbeit mehrerer medizinischer Disziplinen am Deutschen Zentrum für Immuntherapie beruht.

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Uresa braucht keine Medikamente oder Dialyse mehr und ihre Nieren haben sich vollständig erholt. Dr. Krickau und sein Team planen weitere Studien, um das Potenzial von CAR-T-Zellen bei der Behandlung anderer pädiatrischer Autoimmunerkrankungen zu untersuchen.

 

Dieser bahnbrechende Fall zeigt das Potenzial der CAR-T-Zelltherapie, pädiatrischen Patienten mit schweren Autoimmunerkrankungen wie SLE eine langfristige Remission zu ermöglichen. Der Erfolg von Uresas Behandlung unterstreicht die Bedeutung frühzeitiger Intervention und multidisziplinärer Zusammenarbeit. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit der CAR-T-Zelltherapie bei Kindern mit Autoimmunerkrankungen zu bestätigen.